Alltag mit Sialorrhoe: Tipps bei übermäßigem Speichelfluss, Schluckstörung und emotionaler Belastung meisternAlltag mit Sialorrhoe: Tipps bei übermäßigem Speichelfluss, Schluckstörung und emotionaler Belastung meistern

Alltag mit Sialorrhoe

Den Alltag mit Sialorrhoe meistern

Ein übermässiger Speichelfluss, umgangssprachlich auch bekannt als «Sabbern», ist für die Betroffenen emotional sehr belastend. Sie empfinden Scham, fühlen sich unattraktiv und ekeln sich sogar vor sich selbst. In der Öffentlichkeit fühlen sie sich so unwohl, dass sie sich zurückziehen. Selbst in Partnerschaften und Familien fällt das Umarmen und Küssen plötzlich schwer. Da der Speichelfluss oft auch das Sprechen beeinträchtigt, meiden sie sogar Gespräche. Depressive Verstimmungen können die Folge sein.

Manche Betroffene wachen nachts mehrmals auf, weil das Kopfkissen nass ist und die Lippenwinkel von der dauernden Feuchtigkeit schmerzen. Häufig müssen Bettwäsche und Oberhemden gewechselt werden. Neben diesem erhöhten Pflegeaufwand kommt es zu wunden und entzündeten Stellen um den Mund mit entsprechenden Schmerzen.

Es kann gefährlich sein, wenn der Speichel unkontrolliert in die Atemwege im Rachen und durch Verschlucken in die Lunge gelangt. In der medizinischen Fachsprache wird dies als Aspiration bezeichnet. Speichel, Nahrung oder Flüssigkeiten in der Lunge können zu schwerwiegenden Komplikationen wie Lungenentzündung (Pneumonie) führen. Wenn eine Lungenentzündung durch Aspiration verursacht wird, spricht man von Aspirationspneumonie.

Eine Vielzahl von Ärzt*innen erkennt die Herausforderungen, die mit Sialorrhoe für die betroffenen Personen einhergehen. Die grössten negativen Auswirkungen sehen sie in Bezug auf die Teilnahme an sozialen Aktivitäten, gefolgt von Einschränkungen im Familienleben und in Partnerschaften. Aber auch im Berufsleben und bei alltäglichen Hausarbeiten stellen Ärzte und Ärztinnen fest, dass Beeinträchtigungen auftreten.

Sialorrhoe bringt nicht nur körperliche, sondern auch emotionale Belastungen mit sich. Eine Therapie kann dazu beitragen, diese Einschränkungen zu verringern. Darüber hinaus gibt es im Alltag viele Tipps und Tricks, die hilfreich sein können. Hier sind einige Empfehlungen:

Regeln und Schlucktechniken:

  • Erst schlucken und dann abtupfen. Versuchen Sie, überschüssigen Speichel durch gezieltes Schlucken loszuwerden, bevor Sie abwischen.
  • Einführung von Schlucktechniken: Beim Lesen schlucken Sie nach jeder Seite, und beim Sprechen nach jedem Satz. Denken Sie gezielt daran.
  • Verwenden Sie Schluckwecker, die Sie alle zwei Minuten daran erinnern, zu schlucken. Eine regelmässige Anwendung kann dazu beitragen, den Speichelfluss zu reduzieren.

Ernährung:

  • Wählen Sie gezielt Ihre Nahrungsmittel aus: Salzige Speisen fördern dünnflüssigen Speichel, während Säuren die Speichelproduktion anregen. Durch das gezielte Vermeiden bestimmter Lebensmittel kann der Speichelfluss reduziert werden.
  • Lutschen von Bonbons: Kaugummis oder Bonbons regen den Schluckrhythmus an, was den Speichelfluss reduzieren kann.
  • Trinken: Ein Schluck Wasser kann das Schlucken anregen. Halten Sie immer ein Glas Wasser griffbereit.

Hilfe und Kommunikation:

  • Sprechen Sie offen über Ihre Erkrankung. Wenn Ihre Mitmenschen Bescheid wissen, fällt es ihnen leichter, Ihnen zu helfen.
  • Beteiligen Sie sich am sozialen Leben, auch wenn es herausfordernd erscheint. Vereinbaren Sie diskrete Zeichen, mit denen andere auf den Speichelfluss aufmerksam machen können.
  • Konsultieren Sie Ärzte und Ärztinnen. Zögern Sie nicht, ausreichend Hilfe in Anspruch zu nehmen.

Die regelmässige Anwendung dieser Tipps, entweder allein oder in Kombination mit einer medikamentösen Therapie, kann dazu beitragen, die Beschwerden zu lindern und den negativen Einfluss auf den Alltag zu minimieren.