Therapien bei Sialorrhoe: Logopädie, Medikamente, Injektionen und operative Eingriffe zur Reduktion von SpeichelflussTherapien bei Sialorrhoe: Logopädie, Medikamente, Injektionen und operative Eingriffe zur Reduktion von Speichelfluss

Sialorrhoe-Therapie

Therapieoptionen

Als bedeutendes Ziel der Therapie steht eine Behandlung der Grunderkrankung im Vordergrund. Je nachdem, wodurch die Sialorrhoe bedingt ist, ist eine vollständige Heilung jedoch nicht immer möglich. Um in solchen Fällen trotzdem die bestmögliche Lebensqualität zu erzielen, wird viel Wert auf die Verminderung der Speichelproduktion, sowie die Verbesserung des Speichelabflusses oder der Schluckfähigkeit gelegt.

Es ist wichtig, dass Ihre Erwartungen an die möglichen Therapieziele mit der Realität übereinstimmen. Andernfalls können die Ergebnisse enttäuschend sein, auch wenn sie aus medizinischer Sicht ein Erfolg sind.
Sprechen Sie über Ihre Erwartungshaltung offen mit Ihrem/Ihrer Ärzt*in. Er/Sie kann realistische Therapieziele formulieren.

Die Therapie der Sialorrhoe erfolgt ursachenorientiert, ist aber in aller Regel nur symptomatisch möglich. Hierbei stehen verschiedene Möglichkeiten zur Verfügung:

  • Logopädie und Schlucktherapie
  • Kieferorthopädische Behandlung bei Zahn- und Kieferfehlstellungen, z.B. bei offenem Biss
  • Medikamente zum Einnehmen
  • Bei Kindern und Jugendlichen im Alter von 2 bis 17 Jahren sowie bei Erwachsenen die lokale Behandlung mit Muskelrelaxans
  • In Ausnahmefällen Bestrahlung oder eine operative Entfernung der Speicheldrüsen

Die Logopädie beschäftigt sich mit der Diagnose und Behandlung von Sprach-, Sprech-, Stimm-, Schluck- und Hörstörungen, mit dem Ziel, die Kommunikationsfähigkeit der Patient*innen zu verbessern. Darüber hinaus behandeln sie auch Patient*innen mit Schluckstörungen. Ein wesentlicher Bestandteil der logopädischen Behandlung ist, Patient*innen und Angehörige umfassend zu beraten. Dabei werden die Ursachen und Auswirkungen der Störung erläutert sowie die erforderlichen therapeutischen Übungen und Massnahmen besprochen.

Eine funktionelle Schlucktherapie (Dysphagietherapie, FDT) verfolgt das Ziel, Störungen im Schluckablauf mit verschiedenen therapeutischen Übungsmassnahmen zu beheben oder bestmöglich auszugleichen. Die Übungen werden individuell ausgewählt und kombiniert.

Bei Patient*innen mit Beeinträchtigungen der Wahrnehmung, wie z.B. nach einem Schlaganfall, werden durch die Übungen Reize gesetzt um das Schlucken und die Wahrnehmung stimulieren. Andere Übungen zielen darauf ab, geschwächte Muskeln zu stärken. Ausserdem Fällen werden spezielle Schlucktechniken erlernt, um ein Verschlucken zu vermeiden. Dazu gehören Veränderungen der Kopf- und Oberkörperhaltung sowie Techniken zum Abhusten. Dies soll dazu beitragen, Lungenentzündungen vorzubeugen und eine möglichst lange unabhängige Nahrungsaufnahme ohne Sonden zu ermöglichen.

Eine logopädische Behandlung dauert oft einige Zeit und erfordert von Patient*innen und Angehörigen viel Geduld und Eigeninitiative. Die Schlucktherapie sollte grundlegender Bestandteil der Behandlung der Hypersalivation bzw. Sialorrhoe sein. Hier werden einige Übungen gezeigt.

Sialorrhoe-Schlucktherapie: Trinken mit gebeugtem Kopf zur Verbesserung des Schluckakts bei Schluckstörungen
Schlucktraining bei Sialorrhoe: Kopfwendung zur Seite beim Schlucken als Technik zur Vermeidung von Aspiration
Schluckübung bei Sialorrhoe: Kopfneigung nach vorn beim Löffeln zur besseren Kontrolle beim Schlucken

Welche Medikamente können eingesetzt werden?

Grundsätzlich überprüft der/die Ärzt*in an erster Stelle die optimale Einstellung der Medikamente zur Behandlung der Grunderkrankung der Sialorrhoe, z.B. Arzneimittel, die sich positiv auf die Bewegung bei Parkinson auswirken. Mit diesen lässt sich auch die beim Schlucken beteiligte Muskulatur und damit das Abschlucken des Speichels positiv beeinflussen.

Medikamente, wie verschiedene Neuroleptika, die zu einer erhöhten Speichelproduktion führen, sollten in Absprache mit dem/der behandelnden Ärzt*in wenn möglich abgesetzt oder durch eine besser verträgliche Substanz ersetzt werden.

Zur Behandlung der Sialorrhoe bei Kindern ab 2 Jahren und Erwachsenen kann eine lokale Behandlung mit Muskelrelaxans in Betracht gezogen werden. Diese Behandlung soll die Nerven blockieren, die die Speicheldrüsen aktivieren und so die Speichelproduktion verringern.

In der ärztlichen Praxis werden auch Medikamente verordnet, die nicht für die Behandlung der Sialorrhoe zugelassen sind (sogenannter Off-Label-Use). Diese drosseln neben ihrer eigentlichen Wirkung, z.B. als Antidepressivum (z. B. mit Wirkstoffen der Wirkstoffklasse der trizyklischen Antidepressiva (TZA)), Asthma-Spray (z.B. mit Wirkstoffen der Wirkstoffstoffklasse der Anticholinergika) oder Minderung von Reiseübelkeit (z.B. mit Wirkstoffen der Wirkstoffstoffklasse der Anticholinergika) zusätzlich auch die Speichelproduktion und den damit verbunden Speichelfluss aus dem Mund.

Bei der Behandlung wird auch auf sogenannte «Anticholinergika» zurückgegriffen. Diese Medikamente wirken, indem sie die Funktion eines bestimmten Neutrotransmitters namens Acetylcholin blockieren, der an der Regulation verschiedener Körperfunktionen beteiligt ist. Unter anderem beeinflusst Acetylcholin die Aktivität der Speicheldrüsen. Durch die Hemmung der Acetylcholin-Wirkung wird die Menge an produziertem Speichel verringert. Da Acetylcholin in vielen Körperbereichen vorhanden ist, ist eine Einflussnahme auf seine Funktion mittels Medikamenten oft mit unerwünschten Wirkungen verbunden.

Bitte lassen Sie sich bei einer medikamentösen Behandlung immer von Ihrem/Ihrer Ärzt*in über mögliche Nebenwirkungen aufklären und lesen Sie die Packungsbeilage.